Seit dem Sommer 2020 nahm der Außer-Haus-Verkauf von Speisen und Getränken auch in der Augsburger Innenstadt kontinuierlich zu. Als die Gastronomiebetriebe zeitweise Corona-bedingt schließen mussten, nahmen viele junge Menschen das Angebot, einen Cocktail im Plastikbecher unterwegs zu genießen, gern an. Der Trend setzte sich trotz der schrittweisen Öffnungen fort, ging allerdings auch mit einem steigenden Abfallaufkommen im öffentlichen Raum einher. Das BMU schätzt, dass in Deutschland täglich 770 t Verpackungsmüll durch Takeaway-Einwegverpackungen entstehen, wobei allein die Entsorgung von To-go-Bechern aus Plastik die Kommunen ca. 120 mio. € pro Jahr kostet. Eine Beteiligung der Hersteller an den Entsorgungskosten wird diskutiert. Gleichzeitig wurden und werden in der Politik jedoch auch die Weichen für die Vermeidung von Einwegkunststoffen gestellt, z.B. mit der Einwegkunststoffverbotsverordnung, der Kennzeichnungspflichtig von Einweg-Getränkebechern oder auch mit der Novelle des Verpackungsgesetzes.
In Augsburg bestehen bereits seit Längerem verschiedene Agenda-Foren und Initiativen, die Abfall- und Plastikvermeidung in der Stadtgesellschaft stärker verankern möchten. Mit dem aktuellen Koalitionsvertrag macht sich die Stadt nun offiziell auf den Weg zur "Low Waste City". Dem Abfallwirtschaftsbetrieb (AWS) als reGIOcycle-Projektparter ist insbesondere das Thema Abfallvermeidung im öffentlichen Raum ein Anliegen. Unter seiner Federführung wurde im Projekt ein Konzept für ein Mehrwegsystem für Kaltgetränkebecher erarbeitet. Dieses stellten AWS und Umweltcluster gemeinsam mit dem Augsburger Umweltreferenten Reiner Erben am 09.09.2021 ersten Gastronomiebetrieben vor und diskutierten mögliche Vor- und Nachteile in der Umsetzung. Die anwesenden Gastronom:innen zeigten sich interessiert und möchten das Vorhaben pilothaft ab Frühjahr 2022 unterstützen. Weitere Gesprächsrunden sind geplant, um mehr Unternehmen für die Teilnahme am Pfandsystem zu gewinnen und die Menge eingesparter Einwegbecher zu erhöhen. Im Rahmen von reGIOcycle soll die Einführung sozialwissenschaftliche begleitet und evaluiert werden.
Mit einem gemeinsamen "Augsburger Becher" wäre die Stadt deutschlandweite Vorreiterin in Sachen Mehrweg für Kaltgetränke.